RETRIEVER-ARBEIT

A

Die jagdliche Arbeit als Apportierhund ist der ursprüngliche Verwendungszweck der Retriever. Die dazu erforderlichen Anlagen sind bis heute eine hervorragende Basis für die Arbeit in den verschiedensten Sparten.
Retriever wurden vor allem als Apportierhunde für Flugwild gezüchtet. Die Arbeit nach dem Schuss erfordert gut sozialisierte Hunde, die Standruhe mit grosser Passion für die Arbeit im Gelände und im Wasser verbinden. Sie erfordert Intelligenz und gutes Gedächtnis, Schnelligkeit und Beweglichkeit, gutes Orientierungsvermögen, gute Nasenarbeit und Suchtechnik, Ausdauer und Erfolgswillen sowie Selbständigkeit gepaart mit guter Führigkeit.

Die jagenden Hunde wie Vorstehhunde, Bracken, Laufhunde und Stöberhunde müssen Wild aufspüren, aufstöbern, es anzeigen oder dem Jäger zutreiben. Somit ist ihr Trieb, Wild zu hetzen, von Natur aus sehr ausgeprägt. Ihre Erziehung und Ausbildung gehört in die Hand eines fachkundigen Experten.
Als Apportierhund ist der Retriever eigentlich kein jagender Hund, sondern er sollte ruhig bei Fuss gehen und den Jäger ins Revier begleiten. Erst nach dem Schuss wird er losgeschickt, um totes oder verletztes Wild zurückzubringen (was genau die englische Übersetzung des Wortes to retrieve ist). Beim Apportieren sollte er sich nicht durch lebende Fasane, Enten, Hasen etc. ablenken lassen sondern sie ignorieren. Da das fein säuberlich zurückgebrachte Stück nach Möglichkeit in einem Kochtopf landen sollte, ist es sehr wichtig, dass es auch sanft ( mit weichem Maul ) apportiert wurde wer mag schon zermalmte Entenbrust?
Der Retriever wurde als Spezialist für die Wasserarbeit gezüchtet. Sein speziell wasserabweisendes Fell ermöglicht es ihm, auch unter widrigsten Witterungsbedingungen im nassen Element erfolgreich zu arbeiten.
In England, dem Ursprungsland der Labrador Retriever, Golden Retriever, Flat Coated Retriever und Curly Coated Retriever, wurde der angeborene Instinkt der Retriever, nämlich Beute nach Hause zu bringen, durch Zuchtauslese verstärkt, die jagenden Instinkte dagegen unterdrückt.
Die jagdliche Verwendbarkeit stand vor allem bei der Zucht des Labrador Retrievers als auch des Golden Retrievers im Vordergrund, so dass sich zwei eigenständige Arbeitslinien als Varietäten entwickelten. Diese Hunde sollen das geschossene Wild nicht einfach nur bringen, sondern am Ende einer Jagd die erlegten Stücke erst selbständig suchen und finden und sich weder durch eisiges Gewässer, noch durch dichte Brombeerhecken oder ähnliches davon abhalten lassen. Trotz ihrer Passion müssen sie ruhig und leichtführig sein.

Vom ausgebildeten Retriever wird verlangt, dass er
• ohne einen Laut zu geben (kein Winseln und kein Bellen) unangeleint neben seinem Besitzer sitzt und das Geschehen beobachtet
• sich die Fallstelle (oder auch mehrere) merkt (markiert) und erst wenn er vom Führer zum Apportieren aufgefordert wird, das Gewünschte so effizient wie möglich zurückbringt
• jederzeit auf akustische Signale (Pfeife) und auf visuelle Signale (Handzeichen) reagiert
• trotz dieser sehr ausgeprägten Reaktion auf akustische und visuelle Signale ( Führigkeit ) selbständig arbeitet
• seine Nase einsetzt und mittels Fährte zum Stück findet
• in jedem Gelände und auch im Wasser arbeitet
• das Gefundene völlig unversehrt (ohne Einbisse) auf dem schnellsten Weg zu seinem Führer/Jäger zurückbringt.

(Text: Retriever Club Schweiz)

Um die Hunde auf die jagdliche Praxis vorzubereiten, können viele Ausbildungsschritte anhand sogenannter Dummys als Wildersatz erlernt werden. Das Dummy (übersetzt aus dem englischen mit Attrappe ) ist ein ca. 50 x 10 cm grosses, festes Leinensäckchen, standardmässig 500g schwer. Es dient als Ersatz für ein Stück Wild und schwimmt auch auf dem Wasser. Wird das Dummy mit einem speziell ausgerüsteten Schiesswerkzeug abgeschossen (dem Dummy-Launcher), fliegen die Dummys über eine grosse Distanz. So kann der Effekt des nach dem Schuss nachgestellt werden.
Das Dummytraining wurde zunächst in England als Vorbereitung des später jagdlich eingesetzten Retrievers durchgeführt. Inzwischen hat sich die Dummyarbeit bis zu einem gewissen Grad verselbstständigt und bietet somit auch den Nichtjägern eine art- und rassegerechte Beschäftigungsmöglichkeit für ihre Hunde.
Auch für den jagenden Retrieverbesitzer ist sie eine interessante Alternative um den Hund langfristig auf einem hohen Ausbildungsstand zu halten. Der Einsatz von Wild zu Ausbildungs- und Prüfungszwecken kann damit minimiert werden, was für die Akzeptanz der Jagdhundeausbildung in der Öffentlichkeit eher förderlich wirkt. Einschränkend ist hierbei festzustellen, dass zwar nicht alle wichtigen Qualitäten eines guten Jagdhundes anhand von Dummys getestet werden können, aber doch viele wichtige Ausbildungselemente damit prüfbar sind. Für den Nichtjäger ist die Dummyarbeit eine wunderbare und für den Hund wertvolle Beschäftigungsmöglichkeit , welche die jagdliche Arbeit des Apportierens nach dem Schuss nachempfindet.
Die Dummyarbeit erfordert viel Zeit und Geduld. Voraussetzung dafür ist eine gute Grundausbildung, die vor allem zuverlässiges Apportieren, schnellen und guten Appell umfasst und den Willen zur Arbeit mit dem Führer erfordert.
Leute mit Prüfungsambitionen, können mit ihrem ausgebildeten Retriever an Dummyprüfungen und an Workingtests teilnehmen.
In Ländern, wo Workingtests wettkampfmässig durchgeführt werden, arbeitet man meist mit Retrievern aus reinen Arbeitslinien, die schnell und leichtführig sind. Diese Tests dienen auch als Vorbereitung für den jagdlichen Einsatz. Es gibt keine speziellen Prüfungsordnungen dafür, vielmehr werden Jagdsituationen nachgestellt. Je nach Beschaffenheit des Geländes, gestaltet der Richter die Aufgaben selbst, was vom Hund wie auch vom Führer einiges an Können und Flexibilität verlangt.

(Text: Retriever Club Schweiz)

A

German Cup 2013 Basthorst (D)

Aufgabe Nr. 3 am Samstag, 23.03.2013 bei Rainer Scesny. Die Aufgabe dauerte etwa zehn Minuten, wenn es dem Team gut lief. Die Hunde bekamen wegen dem sehr starken eiskalten Wind (gefühlte - 16°C) von sämtlichen Verleitungen (Marks und Blinds) Witterung.

Team 26: Jörg Brach, Claudia Schmidt, Ruben Krausz

Aufgabenzuteilung durch den Richter:
- Helfer rechts schreitet Richtung Line
- 1. Schuss rechts Richtung Blind nach hinten
- Helfer rechts entfernt sich weg von der Line
- 2. Schuss rechts Richtung Blind vorne rechts
- 3. Schuss links, kurzes Mark in den Wald
- 4. Schuss geradeaus Richtung langes Blind
- 5. Schuss rechts und ein Mark fällt
- das Mark rechts darf gearbeitet werden (Jörg/Raven)
- 6. Schuss links, langes Mark in den Wald
- das kurze Mark links darf gearbeitet werden (Claudia/Ink)
- das lange Mark links darf gearbeitet werden (Ruben/Skook)
- das lange Blind geradeaus darf gearbeitet werden (Jörg/Raven)
- das diagonale Blind rechts darf gearbeitet werden Claudia/Ink)
- das Blind rechts darf gearbeitet werden (Ruben/Skook)

A

Auch in der Schweiz werden Workingtests in drei verschiedenen Klassen (Beginners, Novice und Open) durchgeführt.
Der Laie fragt sich sicher verzweifelt, was ihn denn an einer solchen Prüfung erwarten könnte und was vom Richter in etwa wie bewertet wird. Kommen wir deshalb zuerst zu den einzelnen Basis-Übungen und ihren Tücken.

(Text: Retriever Club Schweiz)

Wie schon der Name sagt, geht es bei einer einzelnen Markierung ("single mark") darum, den Hund auf Anordnung des Richters zum geworfenen Dummy zu schicken und es schnellstmöglich apportieren zu lassen. Der Wurf des Dummys erfolgt meist unter Schussabgabe oder allenfalls unter Benutzung einer anderen Geräuschquelle.
Das Doppelmark (zwei geworfene Dummys) fordert vom Hund eine gesteigerte Merkfähigkeit und, da der Führer das zuerst zu holende Dummy vorgibt, einen guten Gehorsam.

Mögliche Schwierigkeiten
• Der Hund soll still sitzen und erst auf Befehl apportieren (nicht von sich aus losrennen)
• Der Hund hat dasjenige Dummy zuerst zu holen, das ihm der Führer vorgibt
• Der Hund soll das Dummy umgehend (ohne Ehrenrunde beim Werfer, beim Richter etc.) zum Führer zurückbringen
• Das Dummy soll unversehrt sein (d.h. keine Einbisse zeigen)

(Text: Retriever Club Schweiz)

Beim Blind geht es darum, den Hund mittels Einweisen (unter Einsatz von Pfeiffe und Handzeichen) in die vorgegebene Richtung möglichst direkt an einen bestimmten Punkt zu bringen, wo das Dummy versteckt ist.

Mögliche Schwierigkeiten
• Der Hund läuft nicht in die richtige Richtung oder er läuft nicht geradeaus
• Dem Hund fehlt die Motivation in die angegebene Richtung zu gehen, weil er nichts gesehen oder gehört hat
• Dem Hund fehlt das Vertrauen in seinen Führer
• Der Hund geht zu wenig weit / zu weit; er kann nicht in einem bestimmten Bereich gehalten werden

(Text: Retriever Club Schweiz)

Bei der Frei Verloren-Suche ( hy lost ) soll der Hund dazu angeregt werden, in einem bestimmten Gebiet zu suchen. Im Gegensatz zum Blind , liegen oft mehrere Dummys ausgelegt.

Mögliche Schwierigkeiten
• Der Hund läuft zu weit / zu wenig weit und lässt sich nicht in einem bestimmten Bereich halten
• Der Hund tauscht sein Dummy gegen ein anderes
• Der Hund riecht erst ein Dummy, sucht weiter und apportiert ein anderes (sogenanntes "blinken", engl. blink heisst absichtlich übersehen )
• Der Hund lässt sich von anderen Geräuschen / Vorgängen irritieren und lässt das Dummy fallen


(Text: Retriever Club Schweiz)

A

In der Line geht es darum, in einer Gruppe von 2-8 Personen gemeinsam auf einer Linie über ein Feld zu gehen. Ein Schuss wird abgegeben und in Sichtweite fällt ein Dummy. Der unangeleinte Hund wartet solange, bis er von seinem Führer zum apportieren gesandt wird. Die nicht arbeitenden Hunde in der Linie sollten ebenfalls ohne Einwirkung ruhig sitzen. Wenn ein Hund gearbeitet hat, geht die Gruppe weiter.

Mögliche Schwierigkeiten

• Der Hund läuft nicht neben seinem Führer sondern zu weit vor oder er bleibt zurück
• Der Hund löst sich ohne Kommando vom Führer ( er springt ein / rennt rein ), z.B. bei der Schussabgabe oder wenn er seinen Nachbarhund arbeiten sieht
• Der Hund wird nervös und bellt, jault, winselt oder wälzt sich am Boden

(Text: Retriever Club Schweiz)

Eine Gruppe von Hunden und ihren Führern stellt sich in einer Linie auf und bleibt während dem ganzen Treiben an Ort. Ein simuliertes Treiben mit viel Getöse soll (nicht vorhandenes) Wild aus dem Wald, dem Unterholz treiben. Schüsse fallen, es klatscht, es dröhnt etc. Im Anschluss daran wird der Hund für einen Apport geschickt.

Mögliche Schwierigkeiten
• Der Hund springt beim Klamauk ein
• Der Hund verhält sich nicht ruhig und bellt, jault, winselt
• Der Hund läuft in die falsche Richtung

(Text: Retriever Club Schweiz)

Zur Arbeit mit dem Retriever gehört auch die Arbeit am und im Wasser. Sämtliche oben beschriebenen Grundsituationen können auch am Wasser verlangt werden.

Mögliche Schwierigkeiten
• Der Hund springt ins Wasser, bevor er sollte ("einspringen")
• Der Hund verweigert das Wasser (zu tief, fliessendes Gewässer, schmutzig, kalt)
• Der Hund legt das Dummy beim Herauskommen aus dem Wasser ab und schüttelt sich, bevor er es zum Führer bringt

(Text: Retriever Club Schweiz)

• Der Hund gehorcht seinem Führer nicht im Umfeld einer Prüfung
• Der Hund hält das Dummy sehr unruhig im Maul. Häufig verschlimmert sich dies, so dass er zu stark zubeisst und das Dummy löchert
• Der Hund legt das Dummy auf dem Rückweg ab
• Der Hund gibt das Dummy nicht sauber seinem Führer in die Hand (es muss mit Gewalt aus dem Fang genommen werden, es wird auf den Boden gespuckt)

Seinen Hund leise und mit möglichst wenig Worten zu lenken, d.h. möglichst wenig aber effiziente akustische und visuelle Einwirkung, das ist die hohe Kunst des Handlings . Eine körperliche Bestrafung oder eine Berührung während den Übungen führen zum Ausschluss.

(Text: Retriever Club Schweiz)